Where the french people are
Es war im April 2011, als ich das erste mal Robert traf. Robert mit seinem stechenden Blick und seinen neugierigen Fragen, wer ich denn sei und woher ich denn komme. Er fragte mich aus über mein Leben, zuhause in der Schweiz. Wie ist es denn da? Weshalb bist du da? Wie lange bleibst du?
Robert hatte mich von Anfang an fasziniert. Ich blieb drei Wochen da, drei Wochen, in denen ich mich nicht getraut habe, ihn zu fotografieren. Es gab genügend Möglichkeiten. Befremdend erscheint mir das alles heute, gehe ich damit doch heute anders um. Ich fürchte mich nicht mehr vor einem „Nein“ auf meine Frage, ob ich ein Foto von jemandem machen darf. Irgendwann ist ein Prozess in Gang gekommen, und ich hab mich getraut, die Kamera hervor zu holen und Portraits zu machen. Das fotografische Schaffen ist einem ständigen Prozess unterlegen, der meinen Zugang zur Fotografie immer wieder verändert und entwickelt hat. Der Mensch taucht in meinen Arbeiten immer mehr auf und es mündet in der hier vorliegenden Arbeit, wo es um zwei Menschen geht, die mit einer Krankheit zu kämpfen haben. Entstanden ist eine Portraitarbeit über die komplexe Welt von Robert und Scott, zwei Männer, die an Paranoider Schizophrenie erkrankt sind.
Mittlerweile ist September 2015 und ich stehe wieder da, inmitten dieser von Weizenfeldern geprägten Einöde. Ich besuche Robert und Scott in ihrem Zuhause, einer betreuten Wohneinrichtung. Während wir in ihren Zimmern sassen oder draussen rauchten, erzählten sie mir von ihren Wünschen, Träumen und Albträumen. In der Zeit, die ich mit den beiden verbrachte, habe ich viel über ihr Leben in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft gelernt. Beide sind faszinierende Menschen, manchmal konnte ich ihnen nicht folgen, da sie von Zeit zu Zeit in einer parallelen Welt leben, die für mich nicht zugänglich war.
Installation view VFG_Sicht, Photobastei, Zurich